Ganz ordentlich

Ich habe nur zweien auf meinen Zeugnis. Ich bin darüber ein wenig enttäuscht. Das ist zwar nicht schlecht – aber ich finde mindestens eine oder zwei Einsen hätten da schon mit drauf sein können könne. So ist es ja nur „ganz ordentlich!“ – aber mehr halt auch nicht. Ich wollte herausragen sein! Naja – so war dann auch die Reaktion von meinem Chef – „Na –dass ist ja ganz Ordentlich!“ Toll – Danke. Da werde ich mich wohl im nächsten Halbjahr noch ein wenig mehr anstrengen müssen, denn mit  einer zwei gebe ich mich nun nicht mehr zufrieden. Als ich Frank davon erzählt habe, hat er mich für verrückt gehalten – ich glaube er hat einen Schnitt von 3,4 und ist da mit vollkommen zufrieden!!! Naja – so sind halt – die Ansprüche sind bei jedem ein wenig anders!

Die ersten Zeugnisse

Bald gibt es Zeugnisse und ich bin wirklich gespannt, was die Lehrer mir so für Noten geben werden. Ich muss zugeben, dass ich mich in der Schule schon zu einer kleinen Streberin entwickelt habe. Ich habe viel für die Arbeiten gelernt und ich habe mich auch immer bemüht im Unterricht aufzupassen und mich zu beteiligen. Es sind zwar nur Halbjahreszeugnisse, die wir bekommen und eigentlich ist es vollkommen egal, was da für Noten draufstehen, aber natürlich möchte ich meinem Chef ein wenig imponieren. Ich möchte, dass er weiß, dass er richtig daran getan hat mich einzustellen und das ich immer und überall mein bestes geben werde.

So eine Enttäuschung

Als ich Frank noch einmal auf das Zusammenziehen angesprochen habe, ist er in schallendes Lachen ausgebrochen und hat gemeint, dass doch nicht ernst gemeint gewesen wäre von ihm und das er nur einen Scherz gemacht habe. Als er gesehen hat, wie enttäuscht ich über seine Reaktion gewesen bin, war er aber gleich wieder ernst und hat versucht mir vernünftig zu erklären, warum das wirklich keine besonders gute Idee sei, wenn wir jetzt schon zusammenziehen würden. Ich habe das ja auch gleich eingesehen aber trotzdem fände ich es schön... er meinte dann auch, dass er es auch schön finden würde, aber dass man trotzdem realistisch bleien sollte. Ich bin immer noch ein wenig traurig und auch enttäuscht. Doch vor allem komme ich mir sehr dumm und albern vor, dass ich geglaubt habe das Frank wirklich mit mir zusammenziehen will.

Eltern!!!

Ich habe mal vorsichtig bei meiner Mutter nachgefragt, was sie denn davon halten würde wenn ich ausziehen würde…sie ist vollkommen ausgerastet. Sie findet die Idee wohl nicht so gut! Naja – ehrlich gesagt habe ich auch nichts anderes vermutet. Ich meinen sie selber ist sehr früh mit meinem Vater zusammengekommen und ist dann auch schnell schwanger geworden. Sie wollte immer studieren und Karriere machen – aber sie ist dann „nur“ Hausfrau und Mutter geworden und ich glaube das frustriert sie heute noch. Sie hat wohl Angst, dass es mir genauso ergehen würde. Dabei ist das doch Schwachsinn. Nur weil ich jetzt schon mit Frank zusammenziehen will, heißt das ja noch lange nicht, dass ich mich gleich von ihm schwängern lasse. Ich bin doch auf ein aufgeklärtes Mädchen und  nehme natürlich die Pille!

Umzug?

Ich habe ja schon öfter mit den Gedanken gespielt, ob ich nicht in die Stadt ziehen sollte. Frank wohnt auch in der Stadt und ich hätte es sehr viel näher zur Arbeit. Allerding bin ich ja gerade mal 17 Jahre alt. Ich glaube nicht, dass meine Eltern mich jetzt schon so ohne weiteres gehen lassen würde. Außerdem kann ich mir mit meinem mickrigen Ausbildungsgehalt auch einfach noch keine eigene Wohnung leisten. Ich finde das sehr schwierig. Frank hat schon aus Spaß gesagt, dass wir uns ja zusammen eine Wohnung in der Stadt nehmen könnten – mit zwei mickrigen Ausbildungsgehältern sollten wir doch eigentlich eine Wohnung finanziert kriegen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es für solche einen krassen Schritt nicht vielleicht noch ein wenig zu früh ist…und ich glaube Frank hat das auch eher nur aus Spaß gesagt. Trotzdem lässt mich der Gedanken nicht mehr richtig los. Ich fände es schon irgendwie schön mit Frank zusammenzuwohnen…

Neues Jahr neues Glück

Ihr werdet es nicht glaube – aber Frank und ich sind nun ein richtiges Paar. Ich bin so glücklich. Frank ist mein erster richtiger Freund und ich glaube ich habe mit ihm einen absoluten Glücksgriff gemacht. Er ist so nett und zuvorkommend. Wenn ich nicht schön längst in ihn verliebt wäre, dann würde ich mich jeden Tag aufs Neue in ihn verlieben. Auch auf der Arbeit läuft es sehr viel besser. Es kommen jeden Tag mehr Aufträge rein und ich glaube mein Chef beginnt langsam sich wieder ein wenig zu entspannen. Er meinte sogar, dass wenn das so weiter gehen würde, dass er dann auch wieder einen Fahrer einstellen würde. Ich muss sagen ich habe mich mittlerweile an die Fahrten gewöhnt, aber ich fände es natürlich trotzdem besser, wenn ich sie nicht mehr zu machen bräuchte. Ich habe noch so viel zu lernen und ich will den Anschluss nicht verlieren!

Kein Korb

Ich glaube Frank war sehr überrascht, als ich ihn in der Pause gefragt habe wegen dem Kaffee. Aber er schien auch sehr geschmeichelt zu sein und ich glaube er fand es auch ziemlich gut. Er hat gleich ja gesagt und mir seinen Telefonnummer aufgeschrieben. Ich meine besser hätt es ja nun wirklich nicht laufen könne – ich habe mich dann zwar für den Rest des Schultages nicht mehr getraut mit ihm zu reden – aber ich habe ja seine Nummer und ich werde bestimmt nicht lange warten bis ich ihn anrufen werde. Ich bin mir schon die ganze Zeit Gedanken darüber am machen wo wir hingehen könnten. Ich kenne da ein sehr nettes kleines Kaffee in der Stadt. Ich glaube das wird es werden. Ich bin ganz aufgeregt, wenn ich d daran denke – es ist ja schon so eine Art Date!

Und nochmal Frank

Bald sind Ferien und unser Labor macht auch Betriebsferien. Ich finde es klasse. Es ist mein erster richtiger Urlaub und ich werde die 2 Wochen in vollen Zügen genießen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch ein wenig traurig bin, denn ich werde in den zwei Wochen Frank gar nicht mehr sehen und das wo wir nun endlich angefangen haben miteinander zu reden. Morgen habe ich nochmal Schule und ich werde einfach meinen ganze Mut zusammen nehmen und Frank fragen, ob er nicht Lust hat in den Ferien einen Kaffee mit mir trinken zu gehen. Wenn er mir einen Korb gibt ist das nicht ganz so schlimm, weil ja dann eh erst einmal Ferien sind und ich ihn eine ganze Zeitlang nicht sehnen werde. Ich muss es einfach wagen…

Ein ernstes Gespräch

Ich habe nun wirklich keine Lust mich weiter so ausbeuten zu lassen. Deshalb habe ich gestern mal mit meinem Chef gesprochen, dass das so auf keinen Fall weitergehen kann. Er hat auch gleich eingesehen, dass es für mich nicht gerade ideal ist – aber er meinte, er müsse ja auch an sein Geschäft denken und wenn er pleite gehen würde, dann wäre damit niemanden geholfen, denn dann stände auch ich wieder auf der Straße. Das verstehe ich natürlich und das will ich ja auch gar nicht, aber ich will halt was lernen während meiner Ausbildung und nicht einfach nur die Botenfahrten für meinen Chef erledigen. Ich habe mich in meiner Klasse mal umgehört. Leider schient es nicht ganz unüblich zu sein, die Lehrlinge als Fahrer zu missbrauchen schade find ich das – aber wie heißt es so schön – Lehrjahre sind keine Herrenjahre!

Das auch noch

Jetzt ist auch noch das absolute Schneechaos ausgebrochen. Als ob es nicht schlimm genug wäre, dass ich die ganze Zeit nur noch im Auto sitze – ist es jetzt auch noch ziemlich gefährlich geworden. Ich fahre immer mit einem kleinen Fiat Seicento. Ich mag das Auto und ich komme ganz gut damit klar – aber zurzeit machen es mir die Wetterverhältnisse nun wirklich nicht leicht. Die Straßen sind spiegelglatt und ich rutsche mit meinem kleinen Auto nur in der Gegend rum. Ich kriege jedesmal einen halben Nervenzusammenbruch, wenn ich irgendwo hin fahren muss und kommen immer völlig mit den Nerven fertig wieder im Labor an. Hinzu kommt, dass unser Labor auf einem Berg liegt – ich muss wirklich sagen – so habe ich mir das alles nicht vorgestellt.

Auto fahren

Mein Chef hat vor drei Wochen unseren Fahrer entlassen müssen. In der letzten Zeit sind wohl immer weniger Aufträge reingekommen, so dass er es sich einfach nicht mehr leisten konnte einen extra Fahrer einzustellen. Ich fand das anfangs nur schade, denn unser Fahrer war ein netter Typ. Mittlerweile finde ich das aber richtig scheiße. Denn nun bin ich die doofe, die die ganzen Fahrten erledigen muss. Ich meine, ich finde es ja gar nicht so schlimm zwischendurch mal zu den Zahnärzten zu fahren und die Arbeiten abzuholen bzw. hinzubringen, aber dabei lerne ich nichts. Ich muss ja auch irgendwann mal meinen Abschluss machen und das kann ich ja nicht, wenn ich auf der Arbeit die ganze Zeit im Auto gesessen habe. Ich bin momentan ein wenig unzufriedenen und frustriert. Wenn sich da bald nicht was ändert, werde ich mal mit meinem Chef sprechen müssen.

Frank…

…ist ein Junge in meiner Klasse, den finde ich ziemlich gut. Ich muss ja schon zugeben, dass ich mich ein wenig in ihn verguckt habe. Er scheint schon was älter zu sein, denn ich glaube mitbekommen zu haben, dass er sein Abitur gemacht hat. Ich selber habe aber noch nicht mit ihm gesprochen – leider. Ich suche in den Pausen immer seine Nähe, aber ich traue mich einfach nicht ihn einfach anzusprechen. Naja – ich werde ihn ja noch ein paarmal sehen – vielleicht ergibt sich irgendwann mal ganz von alleine ein Gespräch. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, denn das wäre doch nett mit einem „Arbeitskollegen“ liiert zu sein – und dann auch noch mit so einem gutaussehenden!

Berufsschule

Natürlich muss ich im Zuge gemeiner Ausbildung auch auf die Berufsschule gehen. Bei uns ist das so geregt, dass ich einmal in der Woche zur Schule gehen muss. Das finde ich auch ganz gut, denn das lockert die Arbeitswoche ein wenig auf. Ich habe Glück, denn obwohl meine Arbeitsstelle schon ein wenig weiter weg ist – ist meine Berufsschule doch nur ein Dorf weiter. Ich kann dienstags also richtig lange schlafen und habe immer recht früh Feierabend. Besser hätte das alles wirklich nicht laufen könne. Ich war ein wenig aufgeregt vor meinem ersten Schultag. Denn die Schule hatte ja schon angefangen und meine ganzen Mitschüler kannten sich ja schon – aber ich habe schnell gemerkt, dass es hier bei weitem nicht so hart zugeht wie auf meiner Realschule. Meine Mitschüler sind alle sehr nett und ich wurde mit offenen Armen empfangen. Auch meine Lehrer machen einen sympathischen Eindruck! Was bin ich froh, dass ich das alles noch so geschafft habe.

Geschafft!!!

Ich habe die Stelle. Ich bin so glücklich. Ich muss an meinem Probe-Tag wohl sehr gute Arbeit geleistet haben, denn als mein Chef meine Arbeiten gesehen hat, hat er gleich gesagt, dass er mich einstellen wird. Ich bin so glücklich und kann es immer noch nicht fassen, dass ich die Kurve noch einmal gekriegt habe. Das war wirklich in allerletzter Sekunde würde ich sagen! Meine Arbeit macht mir sehr viel Spaß und ich habe auch wirklich ein sehr gutes Labor erwischt. Mein Chef und auch meine Kollegen sind unglaublich nett. Ich fühle mich sehr wohl und die Arbeit macht mir sehr viel Spaß – auch wenn sie sich zurzeit noch auf Gipsen und kleinere Kunststoffreparaturen beschränkt. Aber dazu bin ich ja da – ich werde bestimmt schnell lernen und bald auch die richtige Arbeiten übernehmen können.